23.11.2022 (Mittwoch, Tag 81) Dunedin+Umgebung

Gestern haben wir mit Mary, unserer Host, und dem deutschen Paar aus Dresden ausgemacht, dass wir um 8:30 Uhr frühstücken. Pünktlich stehen wir oben auf der Matte. Mary ist nicht nur im Gespräch ausschweifend, sondern auch bezüglich des warmen Frühstücks. Es ist alles gut gemeint, aber viel zu viel. Sie hat uns gar nicht gefragt, was wir möchten, sondern einfach hingestellt. Ich kann nur hoffen,dass sie die Resten nicht fortwirft 😦

Peter und ich fahren anschliessend nach Dunedin in die Stadt. Wir haben uns ein paar Sehenswürdigkeiten vorgemerkt, doch zuerst müssen wir mal einen Parkplatz finden. Gemessen an den wenigen Leuten auf den Strassen sollte dies eigentlich nicht so schwierig sein. Denkste! Alle Parkhäuser voll, am Strassenrand nur für Kurzparkierer.🙄 Was nach jedem Flop heisst, auf OsMand in Windeseile nach neuen Möglichkeiten zu suchen ohne den Verkehr zu behindern. 🥵 Schließlich ergattern wir einen, allerdings an einer der steilsten Strassen im Town.

Dunedin ist sehr schottisch geprägt, von der Architektur her, den Läden und Beizen..
Wir steuern zuerst den Bahnhof an. Auf dem Weg dorthin, sticht uns eine Kirche ins Auge.

First Church: Kirche der ersten schottischen Siedler, die 1848 nach Dunedin, Otago kamen. Um die Kirche im Zentrum der Stadt bauen zu können, mussten Hunderte von Sträflingen zuerst die Kuppe eines Hügels um gut 12m abtragen.

Dunedin Railway Station ist ein Wahrzeichen der Stadt. Im flämischen Renaissance Baustil gehalten, wurde das Gebäude aus dunklem Basalt und hellem Kalkstein errichtet. 725’000 Porzellanfliesen sind in den Gängen und in der Haupthalle zu Mosaikflächen verbaut. Markant ist aber vor allem der 37 m hohe, rechteckige Turm mit der grossen Uhr.
Eigenartig ist, dass nicht viele Leute ein und aus gehen wie normalerweise an Bahnhöfen. Ein schmaler Durchgang führt in die Bahnhofshalle und zu den Geleisen. Ein Nostalgiezug steht da, leer, sonst läuft da gar nix.
Auf dem Fahrplan sehen wir, dass der nächste Zug im Januar fährt. 😆
Heute wird der Bahnhof leider nur noch ab und zu von einer Touristeneisenbahn-Gesellschaft benutzt oder befahren. Alle anderen Bahnlinien wurden stillgelegt.

Wie es so ist in den Städten, sind auch hier viele Gebäude eingerüstet, weil sie grad renoviert werden. So auch der Bahnhof. Immerhin ist er fast „Christomässig“ eingepackt, d.h. man sieht, wie er aussehen würde.

Auf Empfehlung von Ciquita, die wir auf der Farm kennengelernt haben und die in Dunedin arbeitet, suchen wir ihren Lieblings-Bagel- und Coffee-Shop auf. Die Entscheidung fällt schwer zwischen süss oder salzig. Doch schliesslich stehen zwei Wonneproppen vor uns. – Und wer klopft uns auf die Schulter während des Reinbeissens? – Ciquita, die das Lokal gerade zur gleichen Zeit mit ihrer Mutter besucht. Ein schöner Zufall!

Danach streifen wir etwas durch die Läden und besichtigen auch noch die anglikanische Kathedrale. Auch diese wird im Innern gerade renoviert. Die Aufsicht erklärt uns, sie seien jetzt dann bald fertig damit, die Kirche habe vor zwei Jahren gebrannt.

St. Paul’s Kathedrale Dunedin, Bischofssitz der anglikanischen Kirche

Es ist heute etwas gewitterhaft. Immer gibt es wieder kurze heftige Schauer. Wir fahren zurück auf die Peninsula. Ich möchte noch zum Larnach Castle, dem einzigen Schloss auf ganz Neuseeland. Es entpuppt sich jedoch „nur“ als Schlösschen, das jedoch auch eine bewegende Geschichte hinter sich hat.

Larnach Castle: Industriellenvilla aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wunderschön gelegen, super Aussicht, tolles Café, schöne Gärten.
Goldregen-Allee: Am Ende hat man eine wunderbare Aussicht über die Bucht und Dunedin.

Wir fahren über ein kurviges Strässchen auf dem Hügel zurück nach Portobello in unsere Unterkunft. Wir wollen noch etwas blögglen, bevor wir zu Abend essen.
Heute haben die beiden Beizen im Dorf wieder offen. Peter bestellt sich einen Salat mit Hühnchen, ich trinke nur etwas. Im Schlosscafé haben sie mir einen Scone serviert, obwohl ich nichts bestellt hatte. Deshalb bin ich noch ziemlich satt.

Anschliessend fahren wir ans Ende der Peninsula zum Harrington Point. Wir haben eine Tour gebucht, um den Zwergpinguinen (Blue Penguins) zuzuschauen, wie sie am Ende eines langen Tages im Meer zurück ans Ufer kommen. Wir sind etwa eine Stunde zu früh dort, was aber beabsichtigt ist. Schliesslich hat es dort auch noch eine Albatross-Kolonie. Wer weiss? Vielleicht sehen wir noch einen in der Luft am Fliegen. Allerdings ist das zu dieser Jahreszeit ein Glücksfall, weil sie am Brüten sind.

Man hat uns nahe gelegt, uns sehr warm anzuziehen, da es sehr windig sei dort. Und tatsächlich. Man kann kaum aus dem Auto steigen. Die Türe reisst es einem förmlich aus der Hand und was nicht angemacht ist, fliegt grad fort. Wir bleiben zuerst mal an der Wärme und beobachten die vielen Möwen, welche es auch nicht leicht haben im Sturm. Wir sind uns nicht sicher, ob wir Albatrosse sehen, es hat schon sehr grosse weisse Vögel am Himmel. Es könnten aber auch andere sehr grosse Möwen sein.
Peter entschliesst sich dann doch noch auszusteigen, aber das Fotografieren ist auch nicht einfach bei diesen Verhältnissen.

Gegen halb neun Uhr fahren die anderen Leute auf den Parkplatz, welche die Tour auch gebucht haben. Die Anzahl ist limitiert, deshalb ist eine Buchung absolut nötig. Pünktlich um 20:45 Uhr beginnt im Albatross-Zentrum ein kurzer Vortrag über diese kleinsten Pinguine.

Lebenszyklus der Zwergpinguine

Danach gehen wir über Treppen und Stege zu einer grossen Plattform,wo wir darauf warten, dass die erwachsenen Pinguine vom Meer her aus dem Wasser kommen um ihre Nistplätze am Hang aufzusuchen. Tagsüber jagen sie Fische, welche etwa 10 km weit entfernt leben. Dort haben sie etwa 500 Tauchgänge. Insgesamt legen sie also täglich ca. 30 km zurück. 🤪
Als wir unten auf der Plattform ankommen, liegt noch ein Seebär am Strand, was uns etwas Sorgen macht. Er ernährt sich nämlich von diesen herzigen Viechern auf die wir warten. Auch er erwartet sie 😨. Bevor es zum Drama kommt, verschwindet er jedoch im Meer, damit wir wenigstens nicht zuschauen müssen falls er einen erwischt.

Und dann kommen sie. In Gruppen von mindestens 10 bis 30 Stück.

Die Zwergpinguine (Little blue penguin) haben Feierabend. Sie watscheln über den Strand und dann den Hügel hoch bis zu ihren Nestern. Dort werden sie von ihren Küken sehnlichst erwartet, denn die Eltern bringen ihnen erst am Abend das Futter, das sie tagsüber gefischt haben.

Gemeinsam watscheln sie über den Strand, wo sie sich gleich unterhalb unserer Plattform zuerst einmal etwas ausruhen und ihr Gefieder trocknen und putzen. Erst dann erklimmen sie den Hang.

Auf dem Weg zu den Erdhöhlen, gut versteckt hinter grossen Grasbüscheln.

Sie geben dabei lustige Laute von sich. Zum Teil kommen ihnen ältere Jungtiere entgegen oder sie machen sich in den Grasbüschen oder Erdhöhlen bemerkbar.

Beim Erklimmen des Hangs müssen sie immer wieder ein bisschen verschnaufen. Im Dunkeln ist das Blau nicht so gut sichtbar.

Es ist köstlich und eine schöne Stimmung hier im Dunkeln. Um die Plattform herum ist es beleuchtet, damit man gescheite, sprich einigermassen scharfe Fotos, zustande bringt. Immer wieder kommt eine neue Gruppe Pinguine über den Strand. Nach ca. 1h sind gewiss über 200 Stück an uns vorbei gekrabbelt.

Für uns ist es jetzt auch langsam Zeit ins Bett zu krabbeln, was uns nach einer 20-minütigen Rückfahrt ins B&B vergönnt ist. 😉

Abendessen: Portobello Hotel, Portobello

Unterkunft: McAuley Glen Boutique B&B, Portobello