21.09.2022 (Mittwoch, Tag 18) Karijini NP – Broome South / Cape Villaret

Wir hatten wieder eine ruhige aber sehr kühle Nacht im Zelt, es war so um die 9-10 Grad. Irgendwann um 4 Uhr suchte Esther nach ihrer Wolldecke, die runtergefallen war und zog an meiner. Nachdem das gelöst war, hörte ich die Dingos in der Ferne heulen…. irgendwann schliefen wir wieder ein,  bis uns die Sonne ins Zelt schien…

Da wir heute eine Monster-Tour mit 860 km und ca. 10h Fahrzeit vor uns haben, sind wir früh aufgestanden, haben unser Kram verstaut und stehen dann frisch aufgetaut um 7 Uhr im Resti für das „Frühstücksbuffet“ an. Wir gönnen uns auch heute einen Flat-White Kaffee vom Barista, das haben wir uns verdient nach dieser Nacht.

So ein Heizpilz ist schon nicht zu verachten bei 10 Grad Celsius, Esther ist bereits aufgetaut und kann wieder lachen …

Um 8 Uhr sind wir dann bei strahlendem Sonnenschein (und 11 Grad Aussentemperatur)  auf der Naturstrasse zum Parkausgang unterwegs, via Karijin Drive geht’s nach Osten zum 365/95er, dem wir dann nach Norden bis Port Hedland zu folgen. Sprit haben wir ja für 700 km. Scheint ein langweiliger Fahrtag zu werden, deshalb werden wir heute alle 2h Fahrerwechsel machen.

Auf der Strasse nach Port Hedland kann man 110 km/h fahren, es ist aber viel los hier. Noch nie haben wir so viele Lastwagen mit bis zu 4 Anhängern (aka „Road-Train“) gesehen. Die meisten sind mit Erz, Baumaterial oder Tieren unterwegs. Auch sie sind mit 100 km/h unterwegs aber wenn sie bremsen müssen, dauert das länger und sie dürfen nicht auf den Gravel- Strassenrand kommen, sonst schiebt sich das ganze zusammen. Die vielen toten Tiere am Strassenrand (Kühe, Kälber und Kängurus) sprechen eine deutliche Sprache. Für uns heisst das: Abstand halten.

Das sind Road-Trains, hier meist mit 4 Anhängern und Zugmaschine ca. 70 Meter lang. Sie fahren mit 100 km/h und entsprechend lang dauert das Überholen mit 110 km/h oder so …

Die Landschaft ändert wenig auf der Strecke, manchmal sind die Büsche und Bäumchen höher oder niedriger. Immerhin sorgen die Strassen-Baustellen, Road-Trains, Sondertransporte und lebendigen Tiere am Strassenrand für etwas Abwechslung.

Für die Minen hier ist alles etwas grösser wie bei uns in CH. Für diesen Bagger braucht es 2 Lastwagen, der vordere zieht, der hintere schiebt mit einer Schubstange den Anhänger.
Pneus für Minen-Dumper (das gelbe Riesenteil im Blog von Esther)

Ich habe mich immer gefragt, wie sie beim Strassenbau den Asphalt über diese Distanzen von mehreren 100 Km heiss anliefern können. Das Geheimnis heisst lokale Produktion bei der Baustelle (leider kein Bild …)

Gegen Mittag kommen wir in Port Hedland an, es ist Zeit zum Tanken, Füsse vertreten und was Kleines essen. Die fröhliche Thai-Frau in der Tankstelle empfiehlt uns ein kleines Restaurant in der Nähe. Mittagessen und Internet waren gut, so nach 4 Tagen Offline gibt es halt Nachholbedarf. Den Rest (Blogs updaten und so) können wir dann am Abend machen (dachten wir …).

Nach Port Hedland geht es nun in einer sehr flachen und steppenähnlichen Landschaft weiter auf dem Highway 1 weiter nach Norden. Es ist nun nichts mehr los auf der Strasse und so fahren wir ohne besondere Ereignisse dem Sonnenuntergang entgegen.

Die Strassen sind hier mit dem Lineal gezogen worden, Platz ist genug da hierzu. Aber zum Fahren langweilig … Rechts und links der Strasse der ca. 4 Meter breite Rand, das ist das Radarfeld für herumhoppelndes Getier und die Zeit für Abbrems- oder Ausweichmassnahmen.

Die beiden Roadhouses auf der Strecke (Pardoo und Sandfire) nutzen wir für Gelati und Pit-Stop. Der 55 Liter Tank unseres Nissans reicht für 700+ km, was uns bei den Spritpreisen hier sehr freut und wir deshalb hier nicht auch noch tanken müssen. Der Preis für 1 Liter 95er Benzin schwankt hier  in WA zwischen 1.91 und 2.65 AUD.

Der Garten des Sandfire Roadhouses. Dieses Roadhouse wurde 1970 gebaut, dazumal war die 600 km Strecke zwischen Port Hedland und Broome noch eine Gravel Road. Da die Autos damals noch nicht so zuverlässig waren, blieben sie häufig liegen und benötigten Support. Seit dieser Zeit hat das Roadhouse mehrere Zyklone überlebt, bei einem Elektrobrand im April 2007 brannte jedoch alles ab (im Bild noch die Überreste hiervon). Seit 2010 steht das neue Roadhouse. Neben Tankstelle, Shop und kleinem Restaurant hat es noch Übernachtungsmöglichkeiten in klimatisierten Wohncontainern. Das Ganze ist autark und wird von einem Dieselgenerator mit Strom versorgt.

Ja, und es kommt wie es kommen muss, die Sonne geht pünktlich um 18 Uhr unter und wir haben immer noch 100 km zu fahren. Nach einer Viertelstunde ist es bereits stockdunkel und wir fahren mit ca. 80 anstatt der erlaubten 110 km/h mit Radaraugen durch die dunkle Nacht. Die müden Halogenscheinwerfer des Nissan sind ungewohnt schwach für unser Empfinden und bei Gegenverkehr muss man abblenden. Dann ist die Sicht eigentlich null.

Irgenwann sagt dann das Garminchen „Links abbiegen“ und wir sind froh, ohne Unfall endlich am Ziel zu sein . Tja, und dann taucht im Scheinwerferlicht ein geschlossenes Tor (Kuhgatter) auf mit einer Sandpiste dahinter. Eine kleine Tafel mit dem Hinweis auf das Eco Beach Resort sagt uns, dass wir da durch müssen.

Also mit Taschenlampe und Schlangenblick aussteigen, das Tor öffnen, zurückgehen, durchfahren, wieder aussteigen, Tor wieder schliessen, einsteigen und dann nochmals 10 km in stockdunkler Nacht durch den Sand fahren, ohne 4WD wäre das schwierig geworden.

Der Eingang zum Paradies ?

Wir sind beide froh, als endlich das Resort vor uns auftaucht. Es ist schon eigenartig so am Ende der Zivilisation ein komplettes Hotelresort mit ca. 25 Villen und 35 Wohnzelten anzutreffen.

Wir werden freundlich begrüsst. Obwohl es erst 19 Uhr ist, fühlt es sich wesentlich später an. Da „Last Order“ im Resti bereits um 19:30 Uhr ist, setzen wir uns gleich hin und essen was Kleines. Danach geht es wieder mit dem Auto durch die ganze Anlage zurück , da unsere „Villa with Garden View“ beim Resort-Eingang ist.

Als wir die Türe zur Villa öffnen, trifft uns wieder mal fast der Schlag. Nach den 3 Nächten im Zelt sind wir jetzt in einer Villa mit Küche, Wohnzimmer, grosser Veranda und sep. Schlafzimmer mit Ensuite- Bad angekommen. Und ohne Wifi / Internet, da am A von W. Na dann, gute Nacht …

Anstatt Abendrot gibts ein Bild vom Schlafzimmer in der Ecobeach Villa. Wir sind beide sehr müde und freuen uns auf das weiche und WARME Bett.

Abendessen: Ecobeach Broome Western Australia (vorher Ramada Eco Beach Resort)
Übernachtung: Dito

PS: An diesem Tag haben wir 6 tote Rinder und 12 tote Kängerus am Strassenrand gezählt. Nach einer gewissen Zeit liegen dann nur noch die abgenagten Knochen dort, ohne menschliches Zutun. Vor allem die Krähen leisten hier ganze Arbeit.