08.10.2022 (Samstag, Tag 35) Melbourne

Nach dem Frühstück, das heute ewig gedauert hat wegen des schlechten Service oder dem langsamen Barista (oder beidem), fahren wir mit dem Tram wieder Richtung Innenstadt. Doch plötzlich bleibt das Tram stehen und nach einiger Zeit verkündet die Tramchauffeuse, sie könne nicht weiterfahren, da es eine Demo gebe weiter vorne. Also steigen mal alle Leute aus. Keiner weiss so recht, wie, wo, was. Auf der Anzeige steht, dass solche Unterbrüche, Umleitungen etc. generell zwischen dem 7. und 10. Oktober stattfinden könnten.

Die Tramfahrt führt an der Kunstschule vorbei. Auf dem Mittelstreifen gibt es mehrere dieser bewegten Bilder mit verschiedenen Vögeln drauf. Bringt etwas Abwechslung, wenn man im Stau steht.

Wir kramen also unser Handy hervor und orientieren uns per OsMand, wie wir doch noch an unser Ziel, die Ticketausgabe für eine Flussfahrt auf dem Yarra-River kommen. Zu Fuss ist keine Option, die Distanz ist zu gross. Taxi auch nicht, da die Verkehrseinschränkungen auch den Individualverkehr betreffen.
So warten wir auf ein Tram, das über Umwege zum Ziel führt. Doch auch damit ist irgendwann fertig, da sie nebenbei auch noch eine Strasse neu asphaltieren. So sind schliesslich alle zu Fuss unterwegs.

Die Demo findet direkt bei unserem Ziel statt.

Laut und mantramässig skandieren die Demonstranten für die Freilassung von Julian Assange. Daneben hat es immer Zaungäste, die die Gelegenheit nutzen, auch noch ein Plakat aufzuhalten für ihre Interessen.

Da wir so viel Zeit verloren haben, ist das erste Schiff schon mal abgefahren, deshalb buchen wir eine Fahrt um 13:30 Uhr. Einmal den Fluss hinunter und um 15 Uhr einmal den Fluss hinauf.  Nun haben wir noch ca. eine Stunde Zeit, die nähere Umgebung auszukundschaften. Die St. Paul’s Kathedrale steht unmittelbar vor uns, also suchen wir den Eingang. Doch alle Türen sind geschlossen. Zivile Polizei im Hintergrund klärt uns dann auf, dass die Kirche geschlossen sei wegen der Demo. Es sei zu heikel. Heute ist ein bisschen der Wurm drin.
Schliesslich sehen wir ein, dass es wohl am besten ist, etwas abzuhängen. Da die Sonne endlich wieder einmal scheint, kaufen wir uns am mobilen Glacéstand ein Eis und schnappen uns zwei freie Liegestühle, die auf dem Platz zur Verfügung stehen.

Die Zeit vergeht schnell beim Leute beobachten und so können wir uns schon bald auf den Weg hinunter zum Pier machen. Von der anderen Seite des Flusses, dem 2. Anlegeplatz her kommt die „Queen“ pünktlich angetuckert. Sie ist schon gut besetzt, Randplätze sind keine mehr vorhanden. Doch in der Mitte friert man vielleicht ein bisschen weniger.
Der Kapitän erklärt während der Fahrt alle Gebäude links und rechts des Ufers. Am linken Ufer befinden sich sozusagen alle Sportstadien, Rod Laver Arena und weitere Tenniscourts bspw. für’s Australian Open, Olympiapark, Football- und Cricketstadion.  Einige dieser Sportstätten werden zusätzlich für Konzerte oder andere Anlässe verwendet. Weiter unten werden alte Industriegelände abgebaut und in Wohngebiete umgewandelt.

Blick zurück vom Schiff aus Richtung Down under. Wir müssen einige Brücken passieren. Zu jeder weiss der Kapitän eine Geschichte zu erzählen.

Nach einer guten halben Stunde geht es wieder zurück zum Ausgangspunkt der Flussfahrt. Alle steigen aus. Ich erkundige mich, ob wir grad sitzen bleiben könnten für die 15 Uhr- Fahrt, doch der Kapitän erklärt uns, dass es um 15 Uhr keine Fahrt gebe, es habe zu viel Wasser.
Super, das hätte die Trulla vom Tickethäuschen ja auch wissen sollen. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als nochmals bei ihr vorbei zu gehen und das Geld zurück zu fordern. Wenigstens tut sie dies auch anstandslos.

Der Verkehr rollt unterdessen wieder. Mit dem Tram fahren wir zum Shrine of Remembrance, einem der grössten Kriegsdenkmäler Australiens. Eigentlich wurde es für alle Männer und Frauen aus Victoria, die im 1. Weltkrieg Dienst leisteten gebaut, mittlerweile dient es als Denkmal für alle Australier, die Kriegsdienst leisteten, wo und wann auch immer.

Blick vom Shrine of Remembrance hinunter Richtung City Center. Auf den Stufen kann man nicht nur die Aussicht, sondern auch die warmen Sonnenstrahlen geniessen.

Von dort aus ist es nur ein Katzensprung zum Botanischen Garten. Ja, schon wieder einer. Sie sind aber auch wirklich schön hier und ein Platz der Ruhe, weg vom Rummel der Grossstadt. Heute ist allerdings Samstag, es hat auch hier recht viel Leute. Ganze Sippen machen hier ihre Familienfeste, stellen einen Tisch auf, bringen den Food und die Getränke mit. Die Anlagen sind ein Aufenthaltsort für viele zum Ausspannen, ein Buch lesen, zusammensitzen, picknicken.  Und: an vielen idyllischen Ecken, unter den mächtigen Bäumen, die grad ausschlagen und neben den ersten Frühlingsboten finden Vermählungen statt.

Rhododendren, Kamelien, Strelitzien, Clivien… Es ist schön, einen 2. Frühling zu erleben.

Der Heimweg gestaltet sich noch schwieriger als die Fahrt ins Stadtzentrum am Morgen. Nach wie vor ist der Tramverkehr eingeschränkt. Mittlerweile sind wir fast bei der gleichen Schrittzahl wie gestern, deshalb nehmen wir einen Riesenumweg per Tram in Kauf, der allerdings viel Zeit kostet.

Abendessen und Übernachtung: Prince Hotel, St Kilda, Melbourne