09.11.2022 (Mittwoch, Tag 67) Abel Tasman NP

Die letzte Nacht haben wir schlecht geschlafen. Irgendwo muss es etwas Koffeinhaltiges im Essen/Trinken dringehabt haben. Etwas gerädert setzen wir uns deshalb bei Sharon und John an den Frühstückstisch. Wir sind etwas früher dran als gestern, denn wir möchten heute eine längere Wanderung im Abel Tasman NP machen.

Sharon kommt mit der hier üblichen Frage, wie wir unsere Eier gerne hätten und Peter, cheeky wie er ist, fragt, ob wir gepoachte haben könnten? Dies steht offensichtlich nicht auf Sharon’s Programm, aber sie will auch nicht nein dazu sagen. Deshalb schlage ich vor, dass wir sie ja gemeinsam machen könnten. Der Aufwand ist schon riesig und für mehr als zwei Personen wäre dies nicht zu bewältigen in einem B&B. Aber miteinander kriegen wir sie also recht gut hin und haben erst noch Spass dabei.
Gut gestärkt packen wir unsere Rucksäcke. Wir nehmen auch Proviant mit, da es unterwegs keine Einkehrmöglichkeiten gibt.

Gestern Abend hat Peter Plätze auf einem Wassertaxi gebucht, das uns von Marahau nach Anchorage Beach bringen wird. Der Nationalpark ist nur bis Kaiteriteri oder Marahau mit dem Auto erreichbar, anschliessend nur noch zu Fuss oder per Schiff. Es gibt einige Anbieter, die nach Fahrplan fahren oder man bucht Wassertaxis, die individueller sind. Allerdings gibt es auch hier Einschränkungen aufgrund von Ebbe und Flut. Es war nicht ganz einfach, eine optimale Route zu finden für die Wanderung, da es diese Instandstellungen diverser Wege gibt aufgrund der Erdrutsche, aber schliesslich wurden wir fündig.

Insgesamt könnte man der ganzen Küste im Abel Tasman NP entlang wandern. Dafür bräuchte man etwa fünf Tage. Im Sommer (~Jan-März) bevölkern offenbar zigtausende von Besuchern den Park und auf den Wanderwegen steht man oftmals richtig Schlange.

Wir brauchen etwa eine Stunde bis Marahau und melden uns am Schalter des Wassertaxi-Operators. Das Auto können wir hinter dem Haus parken für einen Tag. Sofort stechen uns die Traktoren ins Auge, die auch dort parken. Alle haben einen Anhänger mit – dem Wassertaxi – drauf !

Wassertaxi-Haltestelle Marahau Ab hier geht’s nur noch so, per Kajak oder zu Fuss weiter im NP.

Um 10:30 Uhr ist Abfahrt, die Bootsführer verteilen die Wartenden auf die verschiedenen Boote, je nach Zielbucht. Dann gehts im Boot auf dem Traktor los die Strasse runter bis zur Einwasserungsrampe. Rückwärts runter, Motor runterklappen und ab geht’s.

Bis Mittag können an dieser Rampe die Boote zu Wasser gelassen werden, am Abend fahren hier die Traktoren zwar nicht vom Feld, aber wegen der Ebbe vom sicher 250m entfernten Meer wieder auf die Strasse.

Zuerst machen wir noch einen ganz kurzen Abstecher zum Split Apple Rock, aber dann brausen wir mit ca. 45 kmh den unzähligen Buchten entlang Richtung Norden.

Split Apple Rock in der Towers Bay südlich von Marahau

Es hat schon viele Kajaks und Kanus unterwegs, die natürlich ganz nah in jedes Büchtli und durch Tunnels in den Felsformationen paddeln können. Der Bootsführer erzählt ab und zu noch eine Kleinigkeit zu den Buchten, bei der Observation Beach wirft er gar einen Sack (mit ??) an den Strand.

In der Anchorage Bay gehen wir alle (12 Personen) von Bord. Einige werden wie wir zurücklaufen, andere gehen von dort weiter nordwärts, einige fahren ein Stück mit gebuchten Kajaks und werden dann wieder in einer Bucht abgeholt.

Anchorage Bay Start unserer Wanderung im Abel Tasman NP.

Es ist ein eigenartiges Gefühl. Plötzlich steht man wie ausgesetzt da. Nach wenigen Minuten sind nur noch wir zwei und eine Badenixe am Strand. Die anderen haben sich schon in Luft aufgelöst. Also machen auch wir uns auf den Weg. Es geht zuerst auf eine Anhöhe, so dass wir uns gerade gut aufwärmen können nach der windigen Fahrt, die uns ziemlich abgekühlt hat. Die Aussicht wird immer grandioser. Mit jedem Schritt aufwärts tauchen mehr Buchten auf im Grün des Waldes.

Aussichtspunkt oberhalb The Anchorage, die ersten Höhenmeter sind überwunden. Blick zur Torrent Bay

Die Wanderung führt nun mehr oder weniger der Küste entlang durch den typischen neuseeländischen Wald. Wir hören wieder viele Vögel und manchmal riecht es so richtig nach Frühling, denn viele Bäume blühen. Ich muss mich richtig bremsen, um nicht noch weitere Farnbäume zu fotografieren, sie sind einfach extrem fotogen.

Für einmal nur der Schatten eines Farnblattes.
Es hat sehr viele Flechten, nicht nur am Wegrand, auch in den Bäumen. Ein Zeichen für gute Luftqualität.

Manchmal wähnt man sich ein bisschen im Tessin entlang der Seen, bloss, dass es hier das Meer ist.

Der Weg führt über manches Brücklein, in jedes Tal hinein.

Und immer wieder gibt es wundervolle Ausblicke in Buchten, auf kleine Strände, über die Tasman Bay bis hinüber nach Nelson.

Nach vier Stunden erreichen wir das Ende unserer Abel Tasman Wanderung. Unterdessen hat sich die Landschaft total verändert. Statt einer smaragdgrünen Bucht finden wir  eine Sandwüste vor, gespickt mit Grasbüscheln, kleinen Wasserläufen und vielen Wasservögeln, welche Muscheln und anderes Gewürm aus dem Boden holen.

Ab 16 Uhr werden die heimkehrenden Wassertaxis und Kajaks von den Traktoren wieder an Land geholt.

Wir schauen dem Betrieb noch eine ganze Weile zu, dann fahren wir nach Kaiteriteri hinunter für ein frühes Abendessen. Wir möchten heute Abend nämlich noch den Hot Tub unserer Unterkunft geniessen. Unseren Gelenken und Muskeln tut das sicher gut. Gut gesprudelt fallen wir in unsere Betten.

Abendessen: Beached Whale, Kaiteriteri
Unterkunft: Accent House, Mapua