10.10.2022 (Montag, Tag 37) Wilson Promontory

Wir haben gut geschlafen in unserer neuen Oase. Da Larry und Linda nach Covid ihre Gäste nicht mehr am grossen Tisch bewirten, bekommen alle ihr Breakfast-Set aufs Zimmer. Und das kann sich wahrlich sehen lassen. Am Abend vorher hat uns Linda ein frisches, selber gebackenes Brot, Joghurt, Birchermüesli, ein Schinken-Käse-Plättli und Früchte vorbeigebracht. 6 Eier von den eigenen Hühnern (davon zwei mit blauer Schale) liegen auch parat und können mit der speziellen Eier-Koch-Maschine verarbeitet werden.

Jedes B&B hat bis jetzt Bio-Eier für uns gehabt (Free Range genannt hier). Auch hier laufen 6 Hühner im Garten herum und sorgen nebenbei dafür, dass die Schnecken keine Chance haben.

Ich entscheide mich für ein pochiertes Ei, bin ja gespannt, ob und wie das funktioniert. Unterdessen deckt Peter den Tisch, d.h. die breite Fenster-Ablage (war früher Bürotischkombi) mit all den feinen Sachen. Geschirr etc. ist alles fein säuberlich in den Schubladen verstaut.

Frühstück mit phänomenaler Aussicht

Na ja, ein richtiges pochiertes Ei ist etwas anderes, dieses wird nur mit Dampf gegart und sieht etwas komisch aus. Aber am Schluss kann man es schon essen.

Nach dem Frühstück verraten uns Llarrinda, welches die besten Orte im Wilson Promontory sind, die wir besuchen sollten (Promontory = Landzunge). Wir fahren etwa 30 Minuten bis zum Eingang des Nationalparks. Weitere 30 Minuten geht es bis nach Tidal River, wo sich auch das Visitor Center befindet. Mit den guten Tipps unserer Hosts sind wir jedoch gar nicht mehr darauf angewiesen.
Zuerst machen wir Halt beim Wildlife Walk, der Parkplatz liegt grad an der Strasse. Wir sind zwar nicht mehr so früh dran, aber offenbar sieht man dort fast garantiert Kängis, Wombats und Emus. Der Rundweg dauert etwa 40 Minuten und führt durch die Büsche. Zwischendurch hat man immer wieder Durchblicke auf Wiesen/Lichtungen. Ein Emu zeigt uns nur noch seinen Hintern und verschwindet, als wir kommen.

Von ein paar Kängurus sehen wir auch nur noch knapp ihren Kopf aus dem Farn herausschauen. Sie legen sich schon bald hin um erst später wieder zu fressen. Hier sehen sie speziell aus, sie sind mit farbigen Ohrmarken oder Halsbändern gekennzeichnet. Sieht manchmal aus wie mit Mäschli im Haar.

Da uns Larry gewarnt hat vor den Schlangen, die nun sobald die Sonne etwas hervorkommt, ein Plätzchen an der Wärme suchen, sind unsere Blicke auch immer vorausschauend auf den Boden/Weg gerichtet. Schliesslich sind die hier vorkommenden Exemplare von den Giftigsten und tödlich.
Kein Wunder, verpassen wir fast unser allererstes Wombat. An der Strasse wurden wir schon lange gebeten, auf überquerende Wombats achtzugeben, doch gesehen haben wir noch keines. Nun also erhaschen wir auch einen kurzen Blick auf das 3. Beuteltier Australiens nach Känguru und Koala.

Wombats sind höhlengrabende Beuteltiere. Sie ernähren sich von Pflanzen. Die Tiere sind 70-120cm gross und können 20-40kg schwer werden. Sie leben vorwiegend als Einzelgänger.

Ansonsten ist der Rundgang nicht so ergiebig. Wir fahren weiter ans Ende der Strasse, nach Tidal River, damit wir unsere Ziele von unten her anpeilen können. Neben dem Visitor Center gibt es dort einen riesigen Campingplatz, ein Bistro und einen Laden.

Frisches Wasser kommt aus den Bergen und mischt sich mit dem Meerwasser, das bei Flut hineingeschwemmt wird. Dieses Brackwasser zieht eine ganz spezielle Fauna an.

Unser erstes Ziel ist Pillar Point. Dies ist eine Landspitze zwischen zwei Buchten, welche in etwa 1h erreichbar ist. Das Wetter ist grandios, der Weg ebenfalls, ich komme bald ins Schwitzen. (Das gab es schon ewig nicht mehr!!) Wir werden mit einigen Insekten konfrontiert, aber zum Glück sind die Viecher nur lästig und stechen nicht.

Ausblick vom Pillar Point Richtung Squeaky Beach

Wir hören und sehen wieder viele Vögel, es sind ganz andere Töne als bei uns. Herrlich! Der Kookaburra, der lachende Hans, bringt auch uns zum Lachen.

Kookaburra sits on an old gum tree, merry merry king of the bush is he. Laugh, Kookaburra laugh, Kookaburra gay your life must be.

Zurück in Tidal River gönnen wir uns noch einen Kaffee und ein Gelato. Im Laden hören wir grad sofort, dass da  noch andere Schweizer einkaufen. Draussen kommen wir mit den drei jungen Reisenden ins Gespräch. Auch sie mussten erst einmal warme Pullis kaufen und die Sommerkleider liegen praktisch unangetastet unten im Koffer.

Danach machen wir uns auf an die Squeaky Beach. Dort soll der trockene Sand beim Laufen quietschen. Ich stelle mir das so wie Halloumi essen vor und tatsächlich: Zuerst läuft man noch über anderen Sand, überquert einen Bachlauf und dann quietscht es. Zum Grölen lustig. Der Sand ist extrem fein hier, ob dadurch das Quietschen zustande kommt?

Squeaky Beach,vielleicht schaffen wir es noch, das Bild mit Sound zu untermalen.

Weiter geht’s zurück Richtung Parkein-/ausgang. Da es nun schon später ist und wir gleich an der Strasse zum Wildlife Walk friedlich ein Emu grasen sehen, beschliessen wir, es noch einmal zu versuchen dort. Kaum haben wir die ersten Schritte gemacht, überrascht uns bereits ein Boomer (Riesenkängi). Bei dieser Grösse hält man automatisch Abstand, v.a. wenn er einen so intensiv anschaut. Seine Frau überraschen dann wir gleich um den nächsten Busch. Wir sehen ein Känguru nach dem anderen, es ist richtig was los. Deshalb machen wir nochmals die ganze Runde und werden belohnt dafür. Mit dem Feldstecher machen wir viele Emus aus, eines mit 5 Jungen. Übrigens legt hier die Frau nur die Eier, Brüten und Aufziehen der Kleinen überlässt sie dann ihrem Mann.
Auch ein 2. Wombat kreuzt unseren Weg. Dies muss ein altes Teil sein, er ist  ganz struppig und hat eine kahle Stelle am Hintern. Aber er ist relaxed und wir haben genügend Zeit zum Fotografieren und Filmen.

Beim Rausfahren aus dem Park empfahl uns Linda noch, „The Big Drift“, eine grosse Sanddüne, hinter welcher sich dann wieder eine komplett neue Landschaft auftue. Der Wegweiser gibt dann aber eine Wanderzeit von 1h an bis dahin. Da es nun mit der Sommerzeit auch länger hell ist, können wir es noch wagen. Es ist ein toller Weg über Wiesen und Hügel. Erst am Ende geht es steil die Düne hinauf, im Sand oberanstrengend. Es ist wie mit Skischuhen einen steilen, frisch beschneiten Hang hinauflaufen. Ausser Atem kommen wir oben an.

Die Strapaze hat sich gelohnt. Die Aussicht ist phänomenal.

Auf gleichem Weg geht es zurück. Immer mehr Tiere kommen nun aus den Büschen und grasen.

Wir haben das Glück, noch einen Ameisenigel zu beobachten. Freude herrscht!

Auch für uns ist es Zeit fürs Nachtessen. Auf dem Weg nach Hause hat uns Linda ein Restaurant empfohlen, welches wir nun anpeilen.

Abendessen: Fish Creek Hotel, Fish Creek
Übernachtung: Llarrindas B&B, Foster North