05.11.2022 (Samstag,Tag 63) Wellington-Picton

Bevor wir heute im Hotel zum Frühstück gehen, müssen wir ein bisschen haushalten. Peter lässt die Abwaschmaschine laufen und ich versorge den Wäscheständer wieder.
Mit dem Lift fahren wir vom 15. in den 1. Stock hinunter. Die Lifttüre geht auf, wir wollen aussteigen und machen gleich einen Schritt rückwärts. Haben wir die Etage verfehlt? –  Nein! Aber sie haben im Restaurant umgestellt auf Buffetbetrieb. Immer am Wochenende ist das offenbar so. Glück muss man haben.

Danach geht es wieder ans Packen. Um 11 Uhr stehen wir in der Lobby unten und bitten den Concierge, unser Auto zu holen. (aus dem Paternoster) Weil mich wunder nimmt, wo der ist, und ob ich da etwas sehen kann davon, husche ich hinter ihm her. Und was sehe ich? Der läuft nur in die öffentliche Parkgarage hinüber und holt unser Auto dort. Nach einer Minute steht die Karre bereits vor dem Eingang zum Hotel. Schnell werfen wir unser Zeug ins Intérieur und schon sind wir auf dem Weg zum Fährhafen. Wir sind früh dran, eigentlich hätten wir erst um 12 Uhr da sein müssen. Aber es ist immer interessant an den Häfen – und wir sind überhaupt nicht die ersten.

Der Interislander, die Fähre, welche uns über die knapp 100 km von der Nordinsel auf die Südinsel bringt.

Eine lange Kolonne Campervans steht schon in der 1. Reihe und auch auf unserer Spur müssen wir uns schon fast zuhinterst einreihen. Bei den Camperleuten ist es interessant vorbeizuschlendern. Die einen sind am Frühstücken, andere am Haushalten. Die einen haben dafür gesorgt, dass man keinesfalls hineingucken kann, anderen ist das schnuppeegal.

Ein guter Ort, diverse Campermodelle zu inspizieren.

Zwischendurch haben wir noch ein kurzes lustiges Intermezzo mit einer Französin. Wir sitzen beide im Auto, als plötzlich jemand ganz nah an unser Auto lehnt und sich abstützt, um Fotos zu schiessen. Wir diskutieren noch, was die sich eigentlich so erlaubt und spekulieren schliesslich, ob sie sich wohl im Auto täuscht und meint, es sei ihres. Wir verhalten uns aber ruhig. Nach einiger Zeit fängt sie an zu sprechen und schaut zum offenen Fenster rein. Sie erschrickt köstlich. Wir alle lachen. Dann sucht sie überall nach ihrem eigenen Auto mit Mann, läuft aber zuerst komplett in die falsche Richtung. Schliesslich findet sie beides, eigentlich gleich zwei Spuren neben uns. Es ist genau das gleiche, welches wir haben. Sie erzählt ihrem Gatten, was ihr passiert ist und kann sich kaum mehr erholen vor Lachen. Auf der Fähre begegnen wir uns mehrmals und jedesmal kringeln wir uns wieder vor Lachen.

Bei unserer Fähre sind sie immer noch am Ausladen, das wird noch ein Weilchen gehen mit Auffahren. Mittlerweile fahren auch Züge mit Holz und anderen Gütern ins Fährgelände, es wird fleissig rangiert. Und auch immer mehr Lastwagen rollen aufs Areal. Sie stellen aber bloss ihre Anhänger hin und fahren dann wieder davon. Orange Schlepper werden die Anhänger dann im Fährbauch verstauen.
Mit der Abfahrt um 13 Uhr wird das wohl nichts werden. Es ist unterdessen schon 12.45. Aber es bewegt sich etwas. Schubweise bewegen wir uns zum Schiff.

Es geht beim Bug rein. Wir stehen zwischen hohen Anhängern, es ist wie immer  eng. Aber bald finden wir den Aufgang zu den Personendecks.

Erfahrungsgemäss muss man sich beeilen, um einen guten Platz zu ergattern. Draussen sitzen kommt für uns vorerst nicht in Frage. Im Café haben wir einerseits  gute Sicht, da es zuvorderst liegt und einen guten Flatwhite können wir beide vertragen. Im Hotel gab es heute nämlich nur schwachen Filterkaffee. Also schmeissen wir uns direkt am Fenster an ein Tischchen.
Abwechslungsweise erkunden wir das Schiff und schiessen Fotos, damit uns unser Platz erhalten bleibt. Es zeigt sich aber bald, das das nicht nötig ist. Die Leute verteilen sich gut auf dem Kahn und auf dem Sonnendeck ist es gar nicht so kalt, solange es nicht bläst wie verrückt.

Bye bye Wellington, bye bye Nordinsel.

Eigentlich dachten wir, dass diese 3-stündige Fahrt etwas langweilig würde und nahmen Kopfhörer und Lesematerial mit. Aber es wurde recht abwechslungsreich. Der Käpten informiert uns, dass sie ihre Notfallbereitschaft testen wollen. Alle Aufrufe seien von uns nicht zu befolgen, es sei nur für sie ein Test. Kurz bevor es losgeht, machen sie uns ein zweites Mal darauf aufmerksam, dass dies nur ein Probealarm sei. Dann geht es tatsächlich los.

Auf unserer Fähre wird der Ernstfall eines Zwischenfalls an Bord geprobt – einfach ohne Passagiere. Die sitzen an der Sonne an Deck oder schlürfen einen Kaffee.

Bei den Ansprachen des Käptns wird es immer ganz ruhig im Saal. Zuerst meldet er einfach einen Zwischenfall, sie würden dem nachgehen. Wir sollen alle ruhig bleiben. Dann kommt wieder Musik aus den Lautsprechern. Bald meldet er sich wieder: sie hätten die Probleme nicht lösen können, deshalb müssten wir evakuiert werden, sie würden nun Schwimmwesten verteilen. So geht es weiter, bis er meldet, wir müssten alles an Bord lassen, Stöckelschuhe ausziehen und alle spitzen Gegenstände auf dem Schiff lassen.Auch wenn alles nur Test ist, wird es einem leicht mulmig bei diesen Durchsagen. Schliesslich ist es aber vorbei und der Kapitän gibt durch, dass wir ab jetzt die Durchsagen wieder ernst nehmen müssten, falls es deren gäbe.

Schon bald fahren wir in den Marlborough Sounds ein. So nennt sich die Insel- und Buchtenlandschaft vor der Südinsel. Es ist wunderschön!!

Täler, Buchten, Wälder, die den ganzen Hügel bis zum Wasser bedecken. Es gibt immer wieder neue Einblicke. In viele dieser Buchten kann man nur per Schiff/Wassertaxi gelangen. Einige Inseln sind unbewohnt und wurden zu Naturreservaten.

Manchmal ist es richtig schmal, da muss man mit einer Fähre oder einem Kreuzfahrtschiff schon wissen, wo durchfahren.

Der Fährhafen von Picton, welcher gleich von zwei Fährunternehmen angefahren wird. Der Kreuzschiffhafen liegt hinter dem Hügel.

Schliesslich kommt Picton, unser Anlegehafen in Sicht. Viel Verspätung haben wir nicht, und schon bald kommt auch der Aufruf, sich zu den Vehikeln zu begeben. Unser Auto steht quasi vor der Ausfahrtsklappe. Gespannt warten wir darauf, dass sie runtergeht, es hell wird und wir freie Sicht aufs Festland haben.

Wir fahren kurz durchs Städtchen, beschliessen dann aber doch, zuerst zu unserer Unterkunft zu fahren.

Das Schild steht gleich am Anfang der Strasse zu unserer Unterkunft. Macht Mut!

Die kurvenreiche Strasse dorthin führt etwa eine Viertelstunde lang entlang der bewaldeten Küste. An vielen Orten hat es Verengungen, da die Strasse abgestürzt ist. Es ist ziemlich abenteuerlich. Am Ende müssen wir eine megasteile Auffahrt hinauf zu unserer Unterkunft fahren. Die Aussicht von hier aus ist phänomenal.

Aussichtspunkt Karaka Point kurz vor unserer Unterkunft

Unsere Host, Andrea, empfängt uns, zeigt uns unser Apartment und empfiehlt uns ein paar Restis fürs Nachtessen. Dann gibt sie uns noch einen Tipp für den morgigen Tag, wofür Peter sofort eine Reservation vornimmt.

Nachtessen: Cortado Restaurant, Picton
Unterkunft:  A Sea View B&B, Picton