21.10.2022 (Freitag, Tag 48) Auckland

Obwohl wir ein sehr bequemes und warmes Bett hatten, war unsere erste Nacht in Neuseeland sehr unruhig. Esther’s Husten hat uns beide immer wieder aus dem Schlaf geholt.

Unser Schlafzimmer im Ascot Parnell B&B. Aus dem Fenster kann man zum Frachthafen runterschauen. Zudem hat es noch eine Umkleide und ein grosses Badezimmer mit WARMEM Boden.

Als wir gegen 8:30 in den „gemeinsamen“ Wohnraum kommen, ist der Tisch für unser Frühstück bereits gedeckt und unsere beiden Hosts, Bart und Therese, fragen uns erwartungsvoll, wie denn die Nacht gewesen sei? Wir vermuten, dass auch sie die Husterei mitbekommen haben. Dass der Covid-Test negativ war, haben wir ihnen schon am Vorabend gesagt ..

Esther möchte heute zu einem Arzt und Bart macht den Vorschlag, zu ihren Hausärzten zu gehen, welche beide Deutsche sind und hier in der Nähe ihre Praxis haben. Nach einigem Hin- und Her klappt es dann bereits mit einer Terminvereinbarung um 10 Uhr, obwohl es Freitag ist und ein langes Wochenende bevorsteht (Montag ist irgendein Feiertag). Glück gehabt !

Das Frühstück wird nun etwas kürzer. Esther, Therese und Hund ZsuZsu (Kurzform für Zubaidi) verlassen uns um 9:45 und Bart und ich sprechen ein bisschen über Gott und die Welt. Unsere Hosts sind beide gebürtige Belgier, kurz vor der Pensionierung und betreiben nun seit 20 Jahren professionell B&Bs hier in Auckland. Aus diversen Gründen haben sie sich nun entschlossen, das Ganze auf ein minimales Niveau runterzufahren. Einen Teil der Unterkünfte haben sie bereits verkauft und sie freuen sich auf ein entspannteres Leben.

Bereits um 10:20 Uhr ist Esther wieder da mit der Nachricht, dass es „nur“ ein Virus sei und dass das ausgesessen werden müsse, unterstützt von Antischmerzmittel und Ibuprofen. Da müssen wir nun durch, bei mir hat es auch fast eine Woche gedauert, aber ich hatte nicht solch starke Halsschmerzen.

Wir haben eine Reihe von Ausflugstipps von unseren Hosts erhalten. Als wir aus dem Haus kommen und uns auf den Weg zur Bushaltestelle machen, beginnt es zu regnen. Wir entscheiden uns kurzfristig, die geplante Reihenfolge zu ändern.

Erster Halt ist die Trinity Church in der Nähe unseres B&B. Hier sieht man den modernen Teil, dahinter ist noch die alte Holzkirche, welche dannzumal noch von der anderen Strassenseite hierhin gezügelt wurde. Links von der Kirche wird zurzeit ein mehrstöckiges Gebäude gebaut, deshalb ist das Bild etwas abgeschnitten. Hinein gehen können wir nicht, da heute geschlossen.

Weil es immer noch regnet, entscheiden wir uns, dass wir nun zuerst das Maori-Museum besuchen, welches Teil des „National War-Museums“ ist. Eine kurze Wanderung von 15 Minuten bringt uns dorthin, von aussen ist es ein typischer quaderförmiger grosser Museumsbau in Sandstein. Wir wollen aber nur den Maori-Teil besuchen, die Ukraine-Sonderausstellung ist jetzt nicht das Thema für uns:

Zweiter Halt: Auckland Museum. Ich bin ja nicht so der Museums-Typ, aber diese Ausstellung ist sehr gut gemacht und wir können hier die Geschichte der Maori nachvollziehen.

Im 19. Jahrhundert waren die Maori (Ureinwohner von Neuseeland), welche hauptsächlich von den umliegenden Polynesischen Inseln kamen, grossen Veränderungen unterworfen. Neben den Stammesstreitigkeiten zwischen den Maori kamen viele Europäer ins Land, welche bald in der Mehrheit waren und den Maori das Land wegnahmen, aber auch neue Dinge mitbrachten wie Gemüse, Schusswaffen, Handwerksfähigkeiten und den christlichen Glauben. Auf die eingeschleppten Krankheiten wie Tuberkulose, Masern, Typhus und Influenza waren die Maori jedoch nicht vorbereitet, was zu einer starken Dezimierung der damaligen Urbevölkerung führte (neben den Schusswaffen, welche sie dann auch für die Stammestreitigkeiten benutzen konnten).

Die englische Krone musste etwas tun und so wurde im Jahre 1840 ein Vertrag aufgesetzt, welcher Themen wie Landnahme, Fischerei und Jagd etc. regelte, jedoch trat erst 1872 ein stabiler Frieden ein. Mehr Details im Wiki. Die Maori haben heute einen Anteil von ca. 15% an der Bevölkerung in Neuseeland und sind sehr präsent im Alltag, auch hier in der Grossstadt Auckland.

Nachfolgend ein paar Bilder aus der Maori-Ausstellung:

Dieses Kanu ist eines der grössten je gebauten Kanus der Maori, es hat Platz für 100 Krieger und ist 25 Meter lang. Gebaut wurde es 1836.
Das sind geschnitzte Wandfiguren aus einem „Meeting-House“ der Maori. Alle Wände wie auch die Decke sind mit diesen verziert. Das verwendete Holz des Kauri-Baumes hat keine Astlöcher, deshalb sehen diese Schnitzereien eher aus wie aus Ton hergestellt.
Diese etwas furchteinflössenden Figuren standen auf Pfählen vor den Wohnhäusern der Maori und sollten böse Geister abhalten.

Nach ca. 3h im Museum inkl. einer kleinen Pause mit Kaffee und Kuchen machen wir uns auf zum Hafen. Wir wollen auf die Fähre nach Devonport. Wir brauchen dazu einen Bus, und den Bus kann man nur benutzen, wenn man eine Prepaid-Karte von Auckland Transport hat, und die kann man nur an ganz bestimmten Orten kaufen. Ende der Geschichte: Wir sind den ganzen Weg zum Hafen gelaufen (ca. 6 km), kein Wunder, sind die Busse alle halbleer und die Leute mit dem Auto unterwegs.

Auckland ist auf 50 Vulkankegeln gebaut, so geht es immer wieder rauf und runter. Nach dem Albert Park geht es wieder steil hinunter und wir treffen auf diese Skulptur mit gestapelten Riesensteinen. Das Ding ist etwa 30 Meter hoch.

Wir kommen dann irgendwann an der Haupt-Shopping Strasse an und möchten in der ANZ-Bank unsere AUD in NZD wechseln, was leider nicht geht, da sie seit Covid keine Fremdwährungen mehr haben. Unglaublich. Den Job macht dann eine von diesen luschen chinesischen Wechselstuben.

Jetzt haben wir endlich wieder Cash und sind bald darauf am Schalter für den Kauf der Fährentickets. Da wir am Abend mit dem Bus nach Hause wollen, kaufen wir trotz allem doch noch eine solche Prepaid-Karte (zurzeit ist im Auckland ÖV alles halber Preis bis Ende Januar 2023!) und müssen schnell zum Fährenterminal rüberlaufen, da sie in den nächsten Minuten bereits abfährt. Die Überfahrt dauert nur ca. 10 Minuten.

In Devonport scheint die Sonne und wir laufen gemütlich auf den Mount Victoria, welcher mit 81 Metern Höhe eine schöne Sicht auf Auckland geben sollte. Oben angekommen, haben wir eine tolle Rundsicht. Hier steht auch ein „Tower“ der Hafenbehörde zur Einweisung der grossen Schiffe in die Häfen von Auckland.

Dritter Halt Devonport Mount Victoria: Die „Pilze“ im Vordergrund sind Entlüftungsschächte der alten Bunkeranlage unter der Wiese, im Hintergrund der Vulkankegel des Berges „Rangitoto“ (260 Meter hoch) auf der Insel „Rangitoto Island“ .
Sicht vom Mt Victoria Richtung Auckland. Unten ist ein Teil von Devonport zu sehen. Das grosse Frachtschiff aus China kann nun von der Warteschlange draussen in den Hafen einfahren, begleitet von 2 Schleppern. Im Hintergrund Auckland mit dem Frachthafen.

Nach ca. einer halben Stunde ziehen immer mehr Wolken auf, es wird sofort etwas kühler und wir müssen eine Jacke anziehen. Wir nehmen einen „Buschweg“ quer durch den kleinen Wald hinunter zurück ins Städtchen und essen dort im Fähren-Terminal in einem Fischrestaurant Fisch mit Zubehör.

Abendstimmung mit Blick vom Fährenterminal in Devonport zur „Harbour Bridge“, welche auch den Übernamen „Cloth Hanger“ oder Kleiderbügel hat.
Sie wartet auf dem Fährensteg auf Futter. Ich mag den Namen „Seagull“ mehr als unsere „Möwe“.

Um 18:45 können wir dann bereits auf die Fähre zurück nach Auckland einsteigen, und trotz verspäteter Ankunft und Umbau des Busterminals finden wir im Regen rechtzeitig den richtigen Bus, der uns fast vor die Haustüre fährt.
Restbetrag auf der Prepaid-Karte der Busbetriebe: 0.00 NZD ! Die letzten Schritte machen wir mit Regenschirm zu unserer Loge.

Abendstimmung über Auckland von unserem Balkon aus.

Abendessen: Rest. Fish Kitchen, Devonport
Übernachtung: Ascot Parnell, Auckland