30.09.2022 (Freitag, Tag 27) Kangaroo Island

Heute haben wir einiges auf dem Programm, Pierre hat uns viele Vorschläge gemacht. Peters Omelett ist ein weiteres Kunstwerk auf dem Frühstückstisch, allerdings hat er wohl die doppelte Portion auf dem Teller, da ich gestern ankündigte, darauf zu verzichten. Pierre, der Berufsmilitär war und 28x seinen Wohnort gewechselt hat wegen seines Jobs, gibt sich total Mühe, den Militärgroove etwas zu verlieren. Es ist herzig, wie er sogar Blümchen holt auf der Veranda und damit seine Gerichte schmückt.

Ausgerüstet mit seiner laminierten Karte, wo er uns alles eingezeichnet hat, was wir besuchen sollten, machen wir uns auf den Weg. Wir hatten noch eine längere Diskussion bezüglich der Route, die wir nehmen sollen, denn auf KI kommt man unweigerlich mal auf eine nicht asphaltierte Strasse. Dies wurde uns jedoch ausdrücklich verboten von der Mietwagengesellschaft. Bloss: wir hätten nicht mal zu unserer Unterkunft fahren können. Also kommt es eh nicht mehr drauf an. Von jetzt an fahren wir wieder durch, wo wir wollen.

Zuerst geht es zur Emu-Ridge. Dies ist eine Eukalyptus-Destillerie. Sie produzieren dort Eukalyptus-Öl, welches man für alles Mögliche verwenden kann. Es hat eine heilende Wirkung. Zuerst schauen wir uns einen kurzen Video an zur Geschichte und dem Herstellungsprozess. Danach decken auch wir uns mit ein paar Produkten ein.
Gleich neben der Kasse hat es einen Hundekorb. Darin liegen zwei Joeys. So nennt man die jungen Beuteltiere, also Babykängurus oder Koalababys… Hier sind es ein jähriges Känguru-Joey und ein 11-monatiges Wallaby-Joey. Die Familie betreut jeweils Findelkinder, welche man bei verstorbenen Müttern noch lebend in ihrem Beutel findet.

Der Jöö-Effekt ist gross, man kann fast nicht anders, als die Kleinen ein bisschen streicheln, auch wenn man nicht sollte.

Um 11:30 Uhr besuchen wir eine Greifvögel-Show, sozusagen gleich um die Ecke für australische Verhältnisse. In einer Arena werden verschiedene Raubvögel und Eulen vorgestellt und präsentiert. Es ist sehr interessant. Bspw. kann eine Eule den Herzschlag einer Beute auf 3m hören. Die meisten Tiere können auch angefasst werden.

Boobookskauz (Booboo ruft er)

Es ist den Betreuern wichtig, dass das Verständnis für die Tiere geweckt wird. Sie erklären auch immer wieder, was man tun kann, um den Lebensraum dieser Vögel zu erhalten und wie man die Umwelt schützen muss, um auch weiterhin eine so reiche Tierwelt bestaunen zu können.

Seeadler in der Raptor Domain
Dieser kleine Vogel stiehlt den anderen fast die Show, aber er ist sehr schwierig zu erwischen. Er ist nervös und schnell unterwegs.

Anschliessend geht es weiter zu grossen Sanddünen, hier „Little Sahara“ genannt. Obwohl wir bloss etwas auf die Dünen hinaufklettern wollen um runterzuschauen, müssen wir elektronisch einige Fragen beantworten und uns einschreiben. Viele, die hierhin kommen, schnappen sich ein Surfbrett oder sonst ein Vehikel, um die Dünen zu befahren. Da dieses Wochenende die Frühlingsferien anfangen hier, gibt es bereits einige Familien, die sich diesen Spass nicht entgehen lassen wollen. Um die Dünen zu erklimmen, braucht es grad ein bisschen Anstrengung, sie sind steil. Das Laufen im Sand, der mit Tausendfüsslern gespickt ist, fällt nicht leicht. 

Little Sahara, einfach weniger warm. Es wird allerdings besser, manchmal ziehen wir sogar für einen Moment unsere Jacken aus.

Mittag ist schon längst vorbei. Von Branka wissen wir, dass in Vivonne Bay in etwa die letzte Verpflegungsmöglichkeit ist. Also machen auch wir hier einen Stopp. Ich lasse mich zu einem Fisch-Burger überreden, da es diesen Fisch offenbar nur hier auf KI gibt. Er ist tatsächlich lecker, wenn nur die (wieder einmal) lange Wartezeit nicht wäre.

Dann geht es flott weiter zum Flinders Chase NP. Er befindet sich im Südwesten der Insel. Leider fiel im Jahr 2019/20 der grösste Teil des Gebiets einem gewaltigen Buschfeuer zum Opfer. Die Folgen sind auch jetzt noch zu sehen. Es ist zwar wieder alles grün am Boden, aber die verkohlten Bäume ragen oben heraus. Einerseits ist man sehr betroffen, andererseits gibt es dadurch oft reizvolle Kontraste zum Fotografieren.

Reizvolle Überreste des Buschfeuers von Ende 2019, Anfang 2020

Wir fahren direkt bis ans Ende der Strasse zum Cape du Couedic Leuchtturm.

Einsam ragt es auf, das Lighthouse am Cape de Couedic

Von dort aus führt ein langer Steg zu den Klippen hinunter. Alles ist im wahrsten Sinn brandneu. Die Infrastruktur überall musste komplett neu aufgebaut werden und ist wohl noch nicht lange wieder in Betrieb oder begehbar. Das Meer ist hier sehr rau, die Wellen schlagen an die Klippen, alles ist weiss voller Gischt. Trotzdem gibt es hier Pelzrobben, die in dieser felsigen Gegend leben. Unvorstellbar, wie die es schaffen, überhaupt an Land zu kommen.

Admiral Rock im Flinders Chase NP


Wir geniessen es, etwas später am Nachmittag da zu sein, es hat nicht mehr viele Leute. Der letzte Car ist grad vom Parkplatz gefahren.

Anschliessend fahren wir zu den Weirs Cave. Dort gibt es eine Ruine, d.h. die Überreste eines Lagerhauses. Dieses wurde für die Leuchtturmwärter gebaut. Jede der drei Familien hatte einen Raum, um die Vorräte, welche nur alle drei Monate per Schiff an die Küste unterhalb geliefert wurden, zu lagern. Mittels eines Seilzugs konnten sie die Waren von Hand hinauf auf die Ebene ziehen. Das muss ein Krampf gewesen sein.
Von hier aus kann man am Ende der langen Bucht die „Remarkabel Rocks“ sehen, unser nächstes Ziel.

Durch die markanten Felsen gibt es fantastische Ausblicke
Remarkable Rocks: Die rot schimmernden riesigen Steine liegen wie drapiert auf einer Granitkuppel. Was die Natur mit Wind, Regen, Meeresgischt und Erosion hier geformt hat, ist eindrücklich.

Auch hier sind alle Anlagen neu. Ich denke, da hatte das grosse Feuer auch sein Gutes. Vieles war in die Jahre gekommen oder wurde den heutigen Ansprüchen mit mehr Touristen nicht mehr gerecht.

Es ist bereits 17 Uhr und der Weg zurück ist weit. Wir haben viele Kilometer hinter uns gebracht, welche wir nun auch wieder zurück fahren müssen. Nichts wie los! Ihr wisst ja, sobald es eindunkelt, ist reger Wildwechsel auf den Strassen und heute werden wir es definitiv nicht schaffen, vor dem Sonnenuntergang zuhause zu sein. Unterwegs können wir bei einem Campground eine Minute vor Ladenschluss noch etwas zum Znacht einkaufen. Wir haben keine Lust, auch noch in ein Dorf zu fahren fürs Abendessen in einem Restaurant. Schliesslich haben wir eine kleine Küche im Adagio. Ein paar Früchte, ein Joghurt und Müesli muss heute reichen. Wir freuen uns richtig darauf nach langer Zeit mal nicht so üppig zu essen.

Danach müssen wir richtig Kilometer fressen. Es wird bald dunkel. Und SCH…, obwohl wir mit unseren Augen wie gestört die ganze Strasse und den Strassenrand (soweit man überhaupt sieht) abscannen, muss Peter eine Vollbremsung machen, da zwei Kängurus plötzlich aus dem Gebüsch herausspringen. Haarscharf haben wir sie nicht erwischt, unser Herzschlag ist wohl etwa gleich hoch wie der der Tiere. Noch langsamer als vorher bringen wir die lange Strecke hinter uns. Wir hoffen, dass wir die nächsten zwei Wochen nie mehr nachts unterwegs sein müssen.

??? Kochbuch der üblen Sorte. Ob das wohl jemand kauft? Es ist schon genug hart, wenn man am Strassenrand immer die Überreste der armen Kreaturen liegen sieht.

Nachtessen und Übernachtung: Adagio B&B, Island Beach, KI