31.07.2020 (Freitag, Tag 16) Furnas- Tee und Lagoa do Fogo

Während des etwas früheren Frühstücks als üblich konsultieren wir die Webcams derjenigen Orte, die wir noch auf unserer Bucket list haben. Es ist nach dem durchzogenen, manchmal sogar stürmischen Donnerstag nämlich wieder klar und verspricht, ein sonniger Tag zu werden. Die Chance, den Lagoa do Fogo nebelfrei zu sehen, ist vielleicht heute gegeben. Aber dem ist jedenfalls jetzt noch nicht so. In Furnas hingegen sieht es gut aus. Also los! Nichts wie hin.

Entlang der Küste geht es zuerst Richtung Osten auf einer wiederum kurvigen Strasse. Manchmal sieht man noch einen Einspänner unterwegs: Pferd, Wagen und darauf 1-3 Mann. Heute bspw. 3 Jungs, alle mit Handy in der Hand und einer in der anderen Hand die Zügel. 🙂 Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir das Tal von Furnas. Hier kommt der vulkanische Ursprung der Insel deutlich zu Tage. Am Kratersee steigen überall Dampfwölkchen empor und es stinkt schon auf der Zufahrt zum Parkplatz am See. Der Krater hat etwa einen Durchmesser von 6 km und ist der zweitgrösste auf São Miguel.

Ein Zeichen für viel Tourismus, sogar auf Deutsch ist die Keramiktafel beschriftet

Der Parkplatz ist riesig und auch die Anlagen sind gut ausgebaut. Riesen WC-Anlage, einige Bistros, Picknick-Möglichkeiten, Pedalos! Wir müssen Eintritt bezahlen, gut so, das Geld fliesst offensichtlich in den Unterhalt. Baden kann man allerdings nicht im See, schade. Später sehen wir warum: es hat in Ufernähe im Wasser nämlich einige Fumarolen und brodelt richtig. Das würde rechte Verbrennungen geben.

Es kocht, brodelt und stinkt am zweitgrössten See auf São Miguel

Gleich neben dem Parkplatz sieht es ein bisschen wie im Yellowstone-Park aus. Es hat einige aktive Tümpel (Fumarolen), ich kann manchmal nur mit zugehaltener Nase vorbei gehen. Der Schwefel bringt mich fast zum Erbrechen. Der Boden rund um die Fumarolen ist bunt gefärbt. Neben Schwefel und Eisen sind Wärme liebende Mikroorganismen die Ursache dafür.

Neben diesen Löchern im Boden gibt es aufgeschichtete Erdhügel, alle versehen mit einem Schild von einem Restaurant. In diesen werden Töpfe eingegraben, welche ein Gericht aus verschiedenen Fleisch-, Wurst- und Gemüsesorten  enthalten. Es wird Cozido genannt und etwa 6-7 Stunden in der heissen Erde gegart. Etwa um 12.30 Uhr werden die Töpfe ausgegraben und ins Restaurant im Dorf gebracht.

Hier werden Cozidas mit Erdwärme geschmort. Ein Gericht mit Fleisch, Wurst und Gemüse

Wir laufen im Gegenuhrzeigersinn um den See. Es ist eine einfache aber schöne Wanderung entlang eines Baum- und Bambusgesäumten Wegs. Am Ufer befindet sich auch ein Informationszentrum über die Umweltaspekte des Sees und zu Natur- und Aufforstungsprojekten in der Gegend mit Café-Bar, die wir natürlich besuchen. Es ist nicht selbstverständlich, dass sie offen haben in dieser Corona-Zeit. Von unserem Sitzplatz aus sehen wir direkt an ein Fledermaus-Haus, das an einem Baum befestigt ist und fleissig angeflogen wird. Die Tierchen sind bloss 13 Gramm schwer, fressen aber innerhalb eines Jahres 4000 Gramm an Nahrung, unglaublich.

Noch etwas gemütlich Schaukeln in einer der Tandem-Schaukeln, die an den Bäumen im Park aufgehängt sind, bevor es weitergeht.
Verfallene, neugotische Kirche, die zusammen mit einem Park im 19. Jh. von einem Grossgrundbesitzer gebaut wurde.

Der Rest des Wegs um den See führt der Strasse entlang. Es hat kein wirkliches Trottoir, aber man muss auch nicht direkt auf der Strasse laufen. Als wir zurück zum Parkplatz kommen, hat es etwas mehr Leute als vorher. Einige Familien kommen dahin, um zu picknicken oder kleine Feiern abzuhalten. Ein Paar verkauft direkt aus dem Kofferraum frische Ananas.

Wir fahren nun runter ins Dorf Furnas, es ist Zeit für Zmittag. Hier sieht man eindrücklich, wie eingebrochen der Tourismus auf den Inseln ist. Busparkplätze ohne einen einzigen Car, geschlossene Hotels oder solche, die erst grad wieder aufmachen und ihre Konzepte bspw. mal abends bei einem Dinner ausprobieren. Mittagessen zubereiten lohnt sich noch nicht. Wenigstens bekommen wir einen guten Tipp, wo wir draussen essen können. Die Restaurants, die wir zu Fuss abgeklappert haben, servierten bloss drin.
Wir landen im Summer Breeze, wo wir auf einen Kellner treffen, der sogar ein bisschen Deutsch kann. Er hat drei Jahre Deutsch gelernt und war mal im Schwarzwald. Nun geniesst er es, seine Kenntnisse ein wenig aufzufrischen und zu üben. Als er erfährt, dass wir aus der Schweiz kommen, fragt er uns, ob wir von Lauterbrunnen kämen. Auf der Internet hat er sich über die Schweiz informiert, aber für einen Besuch ist die Schweiz zu teuer.
Gleichzeitig erfahren wir von ihm viel, wie das Leben auf den Azoren so läuft, generell und mit Covid 19. Er ist enttäuscht, dass soviele Staatsgelder am falschen Ort verpuffen und die Korruption so hoch ist. Bspw. auch bezüglich erneuerbarer Energien oder Abfallverwertung….

Ueppig sind sie immer, die Portionen

Auch im Dorf Furnas begegnen einem überall Caldeiras. Die unterschiedlich temperierten Quellen haben heilende Wirkung, es gibt im Tal 22 verschiedene Wassersorten.

Von den Ausdünstungen und den Wassern verspricht man sich Heilung für innere und äussere Krankheiten.
Nase zu, Foto schiessen und weiter

Erneut k0nsultieren wir die Webcam vom Lagoa do Fogo und siehe da. Der Kratersee scheint nebelfrei zu sein. Wir fahren über die Nordküste in Richtung des Feuersees. Dabei kommen wir an den Teeplantagen von Gorreana vorbei. Da es auf der Insel keine Pflanzenkrankheiten und Ungeziefer gibt, können sie ohne Herbi-,Funghi- und Pestizide produzieren. Auf einem kleinen Rundgang können wir die Maschinen für die Verarbeitung besichtigen und natürlich auch Tee kaufen. Wer Lust hat, darf gerne bei uns vorbeikommen und kosten 😉

Noch ca. 45 Hektaren baut die Teeplantage Gorreana an.

Dann geht es weiter auf unserer Jagd nach einem wolkenfreien Blick auf den Fogo-See. Rassig die Passstrasse rauf und yippie!! Geschafft!

Der Kraterrand des eher jüngeren Vulkans liegt auf 936 müM, der See allerdings auf 610 müM. Wir verzichten auf den Abstieg hinunter ans Ufer, die Wolken schleichen sich schon wieder an.

Noch einmal kann Peter das kleine Sportwägeli geniessen auf der Passfahrt zurück zu unserem Hotel. Da wir das Dorf oberhalb unseres Hotels nie besucht haben, beschliessen wir, noch einen kurzen Abstecher zum Aussichtspunkt zu machen. Zuerst verfahren wir uns 2x, bevor wir die Abzweigung finden, dort kommen wir aber nicht um die Ecke. Also müssen wir nochmals rundherum. Weil wir ein „Nicht-Abbiegen-Schild“ falsch interpretieren, fahren wir in eine Gasse, die immer schmaler wird. Dazu kommt, dass die Anwohner auch noch am Strassenrand parkieren. Ich muss schon das Fenster runterlassen, um den Abstand zur Mauer rechts abzuschätzen, aber es reicht immer knapp. Die Seitenspiegel haben wir schon lange eingeklappt. Und dann – ist die Strasse zu Ende. Es gibt nur einen kleinen Kehrplatz. Sh.. Wir verzichten dann auf weitere Erkundung des Dörfchens.

Am Ende der Sackgasse. Passt! Es ist auch das Ende unserer Azorenferien. Aber die Aussicht ist da auch nicht schlecht, obwohl der Miradouro oberhalb von uns liegt.

In unserem Hotel sind unterdesssen viele Wochenendurlauber eintroffen, der Pool und die Liegestühle sind alle besetzt. Aber ich kann grad noch einen Sonnenschirm mit zwei Liegen ergattern. Wir geniessen unseren letzten Abend auf den Azoren. Ein kurzer Nieselschauer kühlt uns kurz ab, aber dem Nachtessen auf der Terrasse bietet er keinen Einhalt. Es ist schon so: Das Wetter kann auf den Azoren 4x am Tag ändern, wir können das bestätigen.

Wunderschöner letzter Abend auf den Azoren

Danach versuchen wir, alles wieder in unsere Taschen und Rucksäcke zu packen, inkl. ein paar Souvenirs, da wir morgen bereits spätestens um 8 Uhr unser Mietwagen am Flughafen zurückgeben müssen. Es wird knapp, aber am Schluss ist alles verstaut. Puh!

Mittagessen: Summer Breeze, Furnas
Nachtessen und Uebernachtung: CalouraResort, Água de Pau