19.11.2022 (Samstag, Tag 77) Doubtful Sound

Heute sitzen wir zu sechst am Frühstückstisch, fast ein bisschen Family-Life. Hannah erfüllt jedem seine Wünsche betreffend Eiern etc.

Das eine Paar kommt aus England, das andere aus den Niederlanden. Diese haben allerdings grad ein Riesenproblem. Als sie auf einem Parkplatz aussteigen wollten, gab es einen lauten Knall und danach war ihre Heckscheibe zertrümmert. Ein Stein muss von einem vorbeifahrenden Auto in ihre Scheibe geknallt sein. Sie warteten dann 2.5h auf ein Ersatzauto. Was aber kam, war ein Abschleppwagen. Nun sind sie hier in unserem B&B ohne Auto.
Wir alle gehen heute auf Exkursion.- Und wie es scheint, alle an den gleichen Ort: Schifffahrt auf dem Doubtful Sound.
Wir bieten dem Paar ohne Auto an, sie an den Hafen mitzunehmen. Sie wollten ein Taxi organisieren, doch momentan gibt es im Dorf keinen Taxiservice, eingestellt auf unbestimmt (Nach-Covid-Wehen).

Um 9 Uhr gehts los, denn um 9:30 Uhr fährt der Kahn von Manapouri Harbour aus. Dies bedeutet eine 20minütige Fahrt, Tickets und Lunchpakete abholen. Das holländische Paar fährt erst um 12:30 Uhr los, sie haben eine Übernachtung auf dem Schiff, doch sie sind erst mal froh, dort zu sein. Mit der Mietwagengesellschaft kommunizieren können sie auch dort.

Idylle pur am Hafen von Manapouri

Es hat eine Menge Wartende am Hafen. Wir wundern uns, dass einige in den Gummistiefeln dortstehen und fragen uns: Haben wir etwas verpasst, sprich nicht gelesen? Es stellt sich jedoch heraus, dass diejenigen eine Woche unterwegs sind, wo wir die Tour in einem Tag absolvieren.

Mit einem Katamaran fahren wir in flottem Tempo über den Manapouri-See. Es ist ein Gletschersee mit vier Armen und unsere Fahrt dauert etwa 45 Minuten. Insgesamt sind wir etwa 100 Leute.

Einmal mehr scheinen wir Glück zu haben mit dem Wetter. Wir schnappen uns Plätze draussen auf dem Oberdeck. Dort können wir die rasante Fahrt etwas geschützt vom Wind geniessen. Wir befinden uns inmitten hoher Berge. Mit den Wolken gibt das traumhafte Bilder.

Auf Lake Manapouri: Es hat viele kleinere und grössere Inselchen im See.

Ein grosser Teil des Wassers aus dem See wird für die Stromgewinnung über das Wasserkraftwerk Manapouri am östlichen Ende abgeleitet und nach Nutzung über ein Tunnel dem Doubtful Sound zugeleitet. Gebaut wurde das Werk in den 60er-Jahren, weil ein australisches Unternehmen plante, im Süden der Südinsel von NZ eine Aluminiumschmelze zu errichten. Das Kraftwerk hat eine bewegte Geschichte, wer sich interessiert, kann gerne den obigen Link anklicken.

Das Kraftwerk gilt als das grösste des Landes, es wurde in die Felsen gebaut. Um das Gefälle des Wassers zum Meeresspiegel nutzen zu können, wurden zwei 10 km lange Tunnel durch die Berge zum Doubtful Sound getrieben.

Nach der Bootsfahrt steigen wir alle um in Reisecars. Die Gegend ist unbewohnt hier, es gibt neben dem Kraftwerk keine Infrastruktur. Tony, unser Cardriver, klärt uns auf dem ganzen Weg über den Wilmot Pass zum Doubtful Sound auf über die Geografie, das Kraftwerk, die Tierwelt usw. Es ist ein bisschen wie in einer Schulstunde.

Ausblick vom Wilmot Pass hinunter zum Doubtful Sound (Fjord) und zu den umliegenden Bergen.

Eigentlich ist der Doubtful Sound gar kein Sound, denn Sounds entstehen durch Flüsse, die sich mit dem hereinfliessenden Wasser des Meeres vermischen. Vielmehr sind wir auf dem Weg zu einem Fjord (die ganze Gegend hier un Te Anau heisst Fjordland). Ein Fjord bildet sich durch Gletscher, die bis zum Meer hinunter reich(t)en, was hier der Fall ist. Doubtful Sound ist mit 420 Metern der tiefste Fjord in Neuseeland und mit 40 km der zweitlängste. Seine Umgebung ist unberührt und deshalb sehr beeindruckend. Er heisst deshalb auch „The Sound of Silence“.
Den Namen hat der Fjord von Captain James Cook bekommen, nachdem er unsicher war, ob er in dem Gewässer sicher ankern kann, bzw. ob er genügend Wind zum Wiederhinaussegeln hat .

All das und mehr erfahren wir von Tony, der uns gemütlich, aber sicher auf dieser nicht asphaltierten Strasse hinunter zum Hafen bringt. Dort besteigen wir wieder einen Katamaran. Auf diesem werden wir drei Stunden durch die verschiedenen Arme des Fjords tuckern. Er ist etwas grösser als das vorherige Boot, die Leute verteilen sich gut. Auf dem Unterdeck hat es auch eine Cafeteria, und wer keine Lunchbox wie wir hat, bekommt dort auch etwas zum Knabbern.

Die wunderbare Szenerie wechselt alle paar Minuten. Zusammen mit den Wolken bleibt es auf der ganzen Fahrt spannend und abwechslungsreich.
Am Ende des Fjords sind wir nun doch nochmal am Tasmanischen Meer oder der Westküste. Hier kehren wir um.
Auf einem Inselchen lebt eine Kolonie Pelzrobben. Daneben hätte es auch noch Delfine und Pinguine. Die haben sich uns aber nicht gezeigt.

Auf der anderen Uferseite des Fjords fahren wir wieder zurück zum Ausgangspunkt. Dabei fahren wir auch noch in andere Arme des Sounds hinein. Einmal stellt der Kapitän den Motor ab und bittet auch uns, aufs Sprechen und anderen Lärm/Geräusche zu verzichten, damit wir alle “ The Sound of Silence“ erleben können. Diese Stille ist sehr eindrücklich, es fühlt sich an wie eine Schweigeminute, bloss weniger traurig.

Pünktlich um 15 Uhr fahren wir mit Tony wieder zurück über die gekieste Passstrasse.

Helena Falls: Im Fluss fliesst das Wasser aus Lake Manapouri. Es hat den 170m hohen Fall durch die Turbinen und 10 km Tunnel hinter sich.

Beim Kraftwerk steigen wir wieder um aufs Boot, um über Lake Manapouri zurückzufahren. Das Wetter hat gehalten. Abgesehen von den Sandflies, die es leider wieder auf uns abgesehen haben, war dies eine tolle Exkursion. Es hat uns sehr gefallen.

In der Abendstimmung auf Lake Manapouri kann man den Tag nochmal Revue passieren lassen.

In einem Restaurant an der Waterfront in Te Anau beschliessen wir den Tag auf der Terrasse bei Fish and Chips + Ginger Beer.

Abendessen: The Moose Tavern, Te Anau
Unterkunft: Dunluce B&B, Te Anau