28.09.2022 (Mittwoch, Tag 25) Kangaroo Island

Wir haben eine ruhige, erholsame Nacht in unserer neuen Unterkunft verbracht. Aber das Aufstehen am Morgen, brr!! In unserem Bad ist es ca. 15°C, möglichst schnell wieder raus da auf Teppichboden.
Unsere Gastgeber, Pierre und Branka, haben uns ein Gourmet-Frühstück hingezaubert mit Avocado-Toast, Rührei, Früchteteller, selbstgemachter Konfitüre. Lecker, lecker!

Um halb 10 Uhr werden wir von Tim, unserem heutigen Tour-Guide, abgeholt. Mit dem Minibus fahren wir mit ihm nach Penneshaw, um weitere Touristen abzuholen, die mit uns auf diese Wildlife-Exkursion kommen. Sie kommen direkt von der Fähre, müssen also vermutlich schon ein Weilchen unterwegs sein (Fähre um 9 heisst etwa um halb 7 Uhr in Adelaide abfahren, da Stossverkehr..) Es sind ein Paar aus Kanada, ein Pärchen aus Italien, die ihre Flitterwochen nachholen und ein weiterer Peter, die sich zu uns in den Bus gesellen. Bald fahren wir ab. Tim montiert seine Mikrofonanlage und beginnt auf der Fahrt ins Blaue (für uns ist die Exkursion eine Wundertüte, da nicht selber gebucht) über die Insel zu erzählen und kommentiert, was wir auf dem Weg alles sehen. Kaum sind wir abgefahren, fängt das Handy des 2. Peter an zu klingeln und er spricht etwa gleich laut wie der Fahrer. Da ich zuvorderst sitze, kann ich mich noch einigermassen auf Tim konzentrieren, aber es stört extrem und ich warte jede Sekunde darauf, dass mein Peter ausflippt hinten. Bald darauf stellt sich heraus, dass der Anruf berechtigt war. Offenbar ist Peter 2 im falschen Bus. Wir fahren also nach 10km wieder zurück zum Fährhafen. Dort finden die Tour-Guides heraus, dass Peter 2 auf zwei Listen gleichzeitig notiert ist, aber eigentlich ist er bei uns schon richtig. Halleluja! Das fängt ja schon gut an. Also: wir fangen nochmals von vorne an.

Kangaroo Island ist recht hügelig, zur Zeit richtig schön grün. Sie haben viel Regen gehabt und auch heute ist es ziemlich bedeckt. Die weiten Rapsfelder, welche in voller Blüte stehen, leuchten extrem frisch in diesem saftigen Grün.

Rapsfeld auf Kangaroo Island

Manchmal fahren wir durch Alleen von Eukalypten, die ein richtiges Dach über der Strasse bilden, sehr faszinierend.

Eukalyptus-Allee, hier ohne Koalas. Sie fressen nur eine bestimmte Sorte Blätter, andere sind für sie giftig

Tim kann uns viel über Geschichte, Wirtschaft uvm. berichten, selbstverständlich alles auf englisch. Dies macht es für alle, die nicht englischer Muttersprache sind, sehr anstrengend. Als erste nicken die Italiener ein. Doch plötzlich biegt der Fahrer auf eine Nebenstrasse ab und hält bald mitten im Juhee an. Relativ nahe grasen einige Kängurus. Er öffnet die Heckklappe des Buses, klappt einen Tisch auf und schon gibt es für alle Kaffee/Tee und feine Cookies.

Grau-Känguru in freier Wildbahn

Danach geht es weiter an die Südküste. Es ist ein bisschen wie im Emmental oder Appenzellerland. Saftige Weiden mit manchmal Kühen, vielen Merinoschafen und eben Graukängurus (die notabene grösser sind als die Schafe).

Im Hintergrund die Wollschafe, im Vordergrund die grasenden Kängurus

An der Seal Bay machen wir Halt. Dort gibt es ein Visitor Center, das über Seelöwen und Pelzrobben informiert und Wissenschafter forschen über die Seelöwen, welche dort leben. Über Stege und Treppen begeben wir uns über das Buschland hinunter an den Strand. Die Büsche bieten den Tieren natürlichen Schutz vor dem Wind. Schon bald entdecken wir versteckt Tiere in allen Grössen, die wie tot unter den Büschen liegen.

Seelöwen an der Seal Bay

Wenn die Seelöwen nicht gerade am Fische jagen sind, sind sie dort im Sand am chillen. Viele haben ein Jungtier an ihrer Seite. Wir können sogar zusehen/-hören, wie eines schmatzend am Nippel saugt. Am Strand unten verlassen wir den Steg, müssen aber als Gruppe auftreten und nicht als Einzelpersonen herumlaufen.

Ca. 1jähriges Seelöwen-Baby

Wir befinden uns hier mitten unter den wilden Tieren, die sich ins Meer begeben, gerade von der Jagd zurückkommen oder es im rauhen Wind aushalten. Man kann sie hier super beobachten und ihr Verhalten studieren. Unsere Fragen kann Tim kompetent beantworten.

Sie kommen vom Fischen oder stürzen sich in die Wellen. Es ist viel los am Strand

Mittag ist längst vorbei. Alle erwarten eigentlich, dass wir nun irgendwo etwas essen werden. Wir steigen also wieder in den Bus. Wir durchqueren fast die ganze Insel. Tim hält plötzlich an der Strasse und meint, dass es auf diesen Eukalyptusbäumen Koalas habe. Sofort werfen alle den Kopf in den Nacken und suchen die Baumkronen ab. Meistens halten sich die Beuteltiere nämlich dort oben auf, da sich dort die begehrten Blätter befinden. Es geht nicht lange, und wir sichten einen und interessanterweise gleich noch einen zweiten. Dies ist eher aussergewöhnlich, da die Einzelgänger etwa 10 Bäume brauchen, um sich zu ernähren und keine Konkurrenz erlauben. Aber es ist äusserst schwierig, die Kerlchen zu fotografieren, da man natürlich immer Gegenlicht hat und auch immer irgendwelche Äste im Weg sind.

Koalabär mit Jungem, schwierig zum Fotografieren! Weit oben, Gegenlicht, irgend ein Ast ist immer dazwischen und die Kamera stellt dort scharf, wo’s ihr passt.

Ca. um halb 3 Uhr, mittlerweile sind auch andere eingeschlafen, da die Fahrt über die oft unbefestigten Strassen ohne Kalorien im Bauch eine Tortur ist, biegt Tim wieder irgendwo ab und hält vor einem Kuhgatter. Wir müssen eine Schuhdesinfektion hinter uns bringen, um die Maul- und Klauen-Seuche nicht einzuschleppen, während er den Bus durchs Tor fährt. Wir fahren quer über Grasland bis an den Buschrand. Dort hat es wieder ein Tor am Zaun und eine grosse Schubkarre. Während Tim die Karre mit Kisten in allen Grössen belädt, entdecken wir auf den Bäumen wieder Koalabären.

Und weil sie so herzig sind, gleich noch einen

Deshalb lassen wir ihn mehr oder weniger allein mit seiner Fuhre. Im Wald befindet sich ein offenes Zelt mit Tisch und Bänken, sowie einem grossen Barbecue-Grill. Yippie, es gibt doch noch ein Mittagessen. Sofort fängt er an auszupacken und zu kochen. Das Endresultat lässt sich sehen, der Typ ist echt versiert.

Lunch im Busch: King Fish mit Halloumi, Kartoffeln, warme Brötli, gemischter Salat, Wein, Bier und Softgetränke nach Wahl. Weisses Tischtuch, weisse Stoffservietten.

Sogar eine Kompost-Toilette hat es mitten im Busch. Sie haben an alles gedacht. Und es liegt dermassen ab vom Schuss, irgend ein Farmer kann sich da ein Zubrot verdienen.

Am späten Nachmittag machen wir noch einen Abstecher an die Nordküste, hier können wir im Dickicht einige Wallabies ausmachen. Sie sind allerdings sehr gut getarnt und viel kleiner als die Riesenkängurus (Boomer genannt).

Hier ein Wallaby. Sie sind viel kleiner als die Kängurus und haben eine andere Körperform. Man kann sie mit der Zeit gut unterscheiden. Unsere Unterkunft befindet sich völlig in der Pampa, ca. 100m vom Strand entfernt. Kängurus und Wallabies kommen bis in die Garageneinfahrt.

Dann geht es rassig (mit 100 km/h über unbefestigte Strassen) zurück zum Startpunkt. Unterwegs müssen wir jedoch die anderen Teilnehmer der Exkursion zu ihren Hotels bringen. Völlig kaputt kommen wir um halb 7 in der Dunkelheit wieder in unserem B&B an. Da wir heute nicht bei unsern Hosts essen können, müssen wir noch ins 15km entfernte Städtchen Penneshaw fahren. Eigentlich sollten wir ja nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr mit dem Auto unterwegs sein, aber es bleibt uns nichts anderes übrig. Völlig verkrampft kleben wir wieder an der Windschutzscheibe, um ja kein Tier zu überfahren. Und sie sind da, überall hocken sie am Strassenrand. Horror!!

Vom langen Tag bei kühlem, bedecktem Wetter, halb durchgefroren schaffen wir’s ins Pub. Zum Glück kriegen wir einen Tisch beim Kamin und mit einer  Mahlzeit im Bauch und einem Teeli zum Schluss überleben wir auch noch die Rückfahrt (die Kängis auch).

Mittagessen im Busch
Abendessen: Pub, Penneshaw Hotel
Übernachtung: Adagio B&B, Island Beach, Kangaroo Island